Dialoge, knusprig wie ein kleines Schnitzel (Teil XI)

„Was ist passiert?“, fragte der Schaulustige.
„Tomaten“, antwortete der Geheimrat. „Oder meinten Sie: pasteurisiert?“
„Das nicht“, verbesserte sich der Schaulustige, „ich wollte vielmehr fragen: Was ist pastorisiert?“
„Oblaten?“, vermutete der Geheimrat.
„Türlich! Verbindlichen Dank.“
„For shizzle“, der Rat deutete eine Verbeugung an, „my nizzle.“

Rezente Rezensionen

Bei Literaturkritik.de erschien eine Sammelrezension unter dem Titel “Dreimal Comic-Forschung Made in Germany“, in der auch mein Buch zum Comiczeichnen besprochen wird. Und zwar mit den Worten:

Der Autor kennt sich auf diesem Gebiet sehr gut aus und wendet die Theorien entsprechend kenntnisreich an, so dass kein undurchdringlicher Theoriedschungel entsteht, sondern sich die Theorien effektiv miteinander verbinden und so den Blick auf dieses Forschungsgebiet weiten. Der dritte und letzte Teil wendet die im zweiten Teil entworfene Theorie auf konkrete Beispiele an: Hergé, Chris Ware und Art Spiegelmann werden unter anderem untersucht. Lobend ist noch zu erwähnen, dass Wirag recht unterhaltsam schreibt – nie wirkt seine Untersuchung trocken oder langweilig. Auch der Laie wird hier seine Freude haben und recht kenntnisreich informiert.

Tu einer was dagegen.

Nachtrag: Ebenfalls erwähnt wird die Arbeit bei den guten Menschen von Comicgate und beim Comicsforum.

Diss & das

Ihr Lieben: Die Buchform meiner Diss unter dem Titel “Comiczeichnen. Figurationen einer ästhetischen Praxis” kann jetzt beim wertigen Bachmann-Verlag bestellt werden. Und findet sich sicher auch bald in einer Unibib in eurer Nähe.

 

 

 

Hier das Inhaltsverzeichnis und hier der Blurb:

Comiczeichnen ist eine kreative Praxis, in der hochspezialisierte körperlich-zeichnerische und intellektuell-kreative Fähigkeiten und Techniken zusammenspielen. Die Comicgeschichte hat immer wieder einzigartige Zeugnisse dieser Kulturtechnik hinterlassen: Skizzen, Studien, Skripte, getuschte Originalseiten und natürlich digitale Daten. Wie aber sind diese Spuren der ästhetischen Produktion zu lesen? Und wie können kreative Praxisprozesse überhaupt beschrieben werden? Damit beschäftigt sich die Comicentwurfsforschung, deren Aufgaben und Herausforderungen im vorliegenden Band erstmals skizziert werden.
Darüber hinaus untersucht das Buch verschiedene Figurationen des Comiczeichnens, an denen sichtbar wird, welche metaphorischen, narrativen oder diagrammatischen Verfahren aufgesucht werden, um komplexe Praktiken wie das Comiczeichnen zu kommunizieren. Dabei werden Kreativitäts-, Handlungs- und Erkenntnistheorie zu einem neuartigen Blick auf Produktionsästhetik verbunden.
In Exkursen untersucht der Band außerdem die Ästhetik des Comicentwurfs aus einer phänomenologisch inspirierten Perspektive und erläutert die sozioökonomische Situation zeitgenössischer Comicproduzenten. Die zahlreichen Abbildungen gestatten dabei einen Blick in die Werkstätten von namhaften Comiczeichnern wie Hergé, Chris Ware, Art Spiegelman oder Flix.

Broschur, 276 Seiten mit teils farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-941030-67-1, € 36,00

Was die Post bringt

http://ecx.images-amazon.com/images/I/610vL0eYDTL._SX396_BO1,204,203,200_.jpgNämlich die zweite (und deutlich erweiterte) Auflage des Avengers-Lexikons (entsprechend mit neuer ISBN), das Stefan Mesch und ich übersetzten (wobei die Erweiterungen sämtlich aus Stefans Tastatur stammen).

Der Verlag schreibt dazu: Der ultimative Überblick über die berühmten Helden und Schurken des Avengers-Universums: Dieses unverzichtbare Lexikon versammelt alle Superhelden von Iron Man über Thor und Hulk bis hin zu ihren Erzfeinden wie Doctor Doom und Red Skull. Auf jeweils einer Seite werden in dieser ergänzten und aktualisierten Neuausgabe über 225 Charaktere mit einer Kurzbiografie und vielen Detailerklärungen vorgestellt. Eine Datenbank gibt Auskunft über wichtige Fakten wie Superkräfte, Größe, Gewicht, Verbündete, Feinde und vieles mehr. Mehr als 800 farbige Abbildungen rücken die Superhelden spektakulär in Szene. Comic-Fans werden begeistert sein!

Neuerscheinung

image.phpGerade erschienen:
Sandro Zanetti (Hg.): Improvisation und Invention. Momente, Modelle, Medien.
568 Seiten, Gebunden
ISBN 978-3-03734-743-0
€ 34,95 / CHF 49,90

Wenn eine Kultur etwas als Erfindung akzeptiert, dann hat dieses Etwas bereits den Status einer Tatsache erhalten, die vorhanden ist und auf ihren Nutzen oder auf ihre Funktion hin befragt werden kann. Was aber geschieht davor? Wie gewinnt das Erfundene Wirklichkeit? Wie in der Kunst, wie im Theater, wie in der Literatur und Musik, wie in der Wissenschaft? Und mit welchen Folgen? Die Beiträge in diesem Band beschäftigen sich alle mit einem Moment oder einem bestimmten Modell der Invention. Ausgehend von den jeweils involvierten Medien wird der Versuch unternommen, diese Momente und Modelle zu rekonstruieren. Um etwas über die entsprechenden Inventionen in Erfahrung bringen zu können, werden diese als Ergebnisse oder Effekte von Improvisationsprozessen begriffen: Improvisationen in dem Sinne, dass von einem grundsätzlich offenen Zukunftsspielraum ausgegangen wird, gleichzeitig aber auch davon, dass es ein Umgebungs- und Verfahrenswissen gibt, das im Einzelfall beschrieben werden kann.

Darin auch ein Beitrag von Hrn. Lino Wirag: 1935. Grampy geht ein Licht auf. Die Glühbirne in Comic und Cartoon.

Das liest man aber so mittelgern:

Da hat mich ein Amazon-Leserrezensent ganz schön abgewatscht (an einigen Stellen auch ad hominem); teilweise nicht zu Unrecht. Dass Amazon beispielsweise die Personen, von denen es Bioblurb hat (u.a. von mir) so über Gebühr plakatiert, ist albern, indezent und rückt (in diesem Fall) auch unsere Ewers-Ausgabe in ein falsches Licht.
Einige Sätze des Rezensenten möchte ich allerdings gerne kommentieren:

Kurz zum Inhalt: Ewers schreibt an und für sich (normalerweise) genial, komisch und immer tiefsinniger, als es erst scheint – allerdings, der Stil ist hier irgendwie merkwürdig flach und nicht der, den ich von ihm kenne; und was muss ich lesen,unter Anmerkungen des Herausgebers?!

Ob Ewers so viel literarischer Ruhm gebührt wie behauptet, will ich hier nicht kommentieren (obwohl ich seine Erzählungen gründlich gelesen habe, und einiges Sekundäres noch dazu). Was ich allerdings sicher sagen kann: Andreas und ich haben, als wir die Texte scannten, korrekturlasen und edierten, stilistisch nur sehr wenige Eingriffe gemacht. Und wenn, dann i.d.R. zum Besseren der Texte, so viel halte ich mir auf meine literarische (und auch sonstige) Ausbildung dann doch zum Guten.
Die “merkwürdige Flachheit”, die dem Rezensenten hier auffällt – sie ist, leider, Ewers selbst geschuldet (ein Blick in die Originale bringt es an den Tag).

Das ist wohl der Gipfel der Dreistigkeit, frech und anmaßend alte Texte zu verwässern und tauglich für den subjektiv in der Vorstellung der Herausgeber existierenden “heutigen Leser” zu machen.

Das ist verständlich. Und doch: Wir haben vor allem an Leser gedacht, denen sich eine Pointe wie “Der Mensch hatte … Sparröllchen an!” nicht mehr erschließt. Also vermutlich an die Mehrheit der lebenden Leserschaft (die Herausgeber übrigens eingeschlossen).

Und: mir erschienen, auch als ich dies noch nicht gelesen hatte, die Geschichten Ähnlichkeit mit schlechten Poe-Übersetzungen zu haben. Ohne die tatsächliche Raffinesse, ohne den typischen Duktus; doch nahm ich erst an, es wäre dies der normalen Veränderung des Stils geschuldet, die bei jedem Autor im Laufe seines Lebens zu finden wäre.

Diesen Satz verstehe ich nicht, da ich nicht weiß, was “die normalen Veränderungen des Stils” sein sollen, die jeder Autor erfährt (zumal nicht jeder Schriftsteller seinen Stil im Laufe seines Lebens erkennbar ändert). Außerdem hatten wir Ewers’ Texte aus verschiedenen Publikationen zusammengestellt, sodass sich darin verschiedene (Alters-)Stile finden lassen müssten.
Dass sich Ewers’ Texte wie Poe lesen, hat damit zu tun, dass Ewers versuchte, wie Poe zu schreiben.

Das Cover erinnert mich an Gruselheftchen, die man am Kiosk kaufen kann, John Sinclair lässt grüßen.

Das Cover-Gemälde der Ausgabe stammt von Antoine Joseph Wiertz, einem – nicht unendlich bekannten, aber keineswegs zweitrangigen – belgischen Maler des 19. Jahrhunderts.

Die Schriftart, besonders die Überschriften scheinen dem Horizont eines Laiendichters, der schnulzige Liebesgedichtchen im Eigenverlag veröffentlicht, entsprungen zu sein, so auch die gewählten Frauenillustrationen und anderen Details, die zwar einen Eindruck von der Wende von 19. auf 20. Jh. vermitteln, allerdings: extrem an den Zeitgeist angepasst.

Hm. Die verwendet Type ist eine Garamond, eine extrem verbreitete und vollkommen unverdächtige Seriftype. Die Überschriften sind in Art Gothic gesetzt, einer jugendstiligen Freefont. Die ist sicher Geschmackssache, aber in Abstimmung mit den Illus gewählt: Diese “zeitgeistigen” (Frauen-)Illustrationen stammen von Mucha, Morris und Klimt. Und vermitteln deshalb einen Eindruck von der Wende von 19. auf 20. Jh., weil sie damals entstanden. Ob sie das Beste sind, was man den Texten hätte beigeben können?
Vermutlich nicht, ich halte es allerdings für vertretbar, einen Jahrhundertwende-Autor mit Jahrhundertwende-Zeichnungen zu illustrieren.

Ewers jedoch war Phantast/Visionär, wenn auch durchaus erfolgreich, so macht das auf mich den Eindruck, als würde jemand in 100 Jahren Werke Foucaults in Bravo(die Zeitschrift für Jugendliche)-Optik veröffentlichen, weil es sie ja auch mal zeitgleich gegeben hat.

Focault und Bravo in einem Vergleich – Chapeau! Würde ich übrigens gerne sehen, den Band. “Sexualität und Wahrheit” zumindest.

So werde ich mich nach der originalen Version der Geschichten umsehen und eindeutig lieber noch einmal die kaufen.
Wer Ewers lesen will, besorge sich Alraune oder eben die Geschichten “in Originalfassung” (wie traurig, dass ich nicht davon ausgehen kann, sie beim Kauf zu bekommen; und damit meine ich nicht die Anpassung an die aktuelle Rechtschreibung).

Im Wesentlichen haben wir die Texte in die neue Rechtschreibung übertragen, an einigen Stellen leicht gekürzt und einige Kaiserreichs-Begriffe (die erwähnten “Sparröllchen” beispielsweise) durch Synonyme ersetzt.
Die Geschichten in Originalfassung sind übrigens gar nicht so leicht zu bekommen (habe selbst eine Ausgabe aus den 20ern angekauft, weil die Texte anders nicht gut habhaft und scannbar waren).
Ich hätte mich also (man hört es wohl heraus) gefreut, wenn der Rezensent sich nach den originalen Geschichten “umgesehen” hätte (oder es zumindest versucht), bevor er sich unsere, gar nicht so ewers-ferne, Ausgabe zur Brust nahm.
Dann hätte er, vermutlich zu seinem Schrecken, festgestellt, dass die Schwächen unserer Ausgabe zu einem Gutteil auf die Schwächen des Autors Ewers zurückgehen.

Frisch erschienen

Gerne darf das neue Postillon-Buch (unten) gekauft werden, in dem sich, wie ich höre, auch ein Text von L.W. befindet. Außerdem flatterte gestern die neue KulturPoetik ins Haus, die einen längeren (wissenschaftlichen) Essay zu Poetry Slam enthält. A1+t57os95L

Mal wieder Zweiter

Hatte vor zwei Jahren den Prototyp eines Kartenspiels gebaut, in dem man einen Dungeon Boss spielt und seine Höhle in guter Sidescroll-Manier durch Fallen und Monster erweitert, die jeweils bestimmte Eigenschaften/Punktwerte aufweisen. Bis irgendwann Helden kommen und versuchen, den Kartendungeon zu plündern (meines sind die unteren, gelblichen Karten).

Jetzt auf der SPIEL in Essen ein wunderschönes Kartenspiel entdeckt, in dem man einen Dungeon Boss spielt und seine Höhle in guter Sidescroll-Manier durch Fallen und Monster erweitert, die jeweils bestimmte Eigenschaften/Punktwerte. Bis irgendwann Helden kommen und versuchen, den Kartendungeon zu plündern (die schönen oberen Karten; mehr Infos).

Fuckety-ho.

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Kurze Denkpause

Ihr Lieben, habe zum Sommer eine Festanstellung angenommen und nebenher auch noch ein wenig unterrichtet; deshalb ist hier nicht besonders viel geschehen. Sollte das auch die nächsten Wochen so sein, bitte ich um Entschuldigung.

Linksbums

read

  • “Auch Geistesgestörte und Hypnotisierte können Urheber sein”, weiß Spiegel Online. Glück gehabt, Akif Pirincci (alter Hypnotisierter).
  • “Für die Reaktion der Zivilgesellschaft ist nun fatal, dass Frankreich die eigene rechtsextreme Vergangenheit kaum oder nur unzureichend aufgearbeitet hat.” Fundierte Analyse der politischen Situation in la France nach der Europawahl (de Nils Minkmar).
  • “Dank avancierter Computergraphik stehen jetzt Szenenbilder und Effekte zur Verfügung, die den Comic in Bewegung plausibel machen können. Dies einmal gesetzt, braucht es nur noch selbstbewusste Schauspielerei, die sich vom irren Dekor einrahmen lässt.” Dietmar Dath über den neuen X-Men-Film.
  • “New Video Game’s Second-Person Shooter Mode Features Someone Just Describing Game To You.”
  • “So wird der Ernst-Willner-Preis nicht mehr von den deutschsprachigen Verlagen gestiftet, stattdessen ist die Buchhandlung Heyn als Stifter eingesprungen .. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis trägt nun den Titel ‘Mr. Heyn’s Ernst-Willner-Preis’. Ein Genitiv-Apostroph, der schmerzt.” Allerdings.
  • Sehr gute Arbeit der Wiwo, die die heftig.co-Macher aufgespürt hat. Nicht so gut: Es steht kein Wort von den massiven Urheberrechts-Verstößen im Artikel, die heftig.co begeht.
  • Schrei „Marco“ und dein iPhone antwortet „Polo“. Hierzu bitte Witze machen, in denen Neonazis und “Sieg” vorkommen.
  • Eine Comedy-Show, in der es darum geht, die Zuschauer *nicht* zum Lachen zu bringen. Leider geil.
  • “Vielleicht will er [Tim Renner] als Kulturverantwortlicher so einen berühmten Slogan seines Chefs Klaus Wowereit vergessen machen. Statt ‘arm, aber sexy’ hieße es dann ‘arm, aber Pipi’. Verzeihung, aber diese Pointe hat Renner sich selbst zuzuschreiben’.” Welche Pointe bitte, Spiegel online?
  • Ein Witz ohne Witz. Gar nicht mal so klasse, extra3.
  • “Was, wenn plötzlich eine Wulst aus dem eigenen Körper wächst? Und die Freundin diesem Etwas ein Gesicht malt?” Eine Erzählung von Sven Amtsberg.
  • “Slammer gegen Pfarrer.” Tiara ab, Braunschweig; segensreiche Eingebung!
  • Juli Zehs Merkel-Satire ist atemberaubend. Langweilig. Als EXOT-Einsendung wäre wir sofort abgelehnt worden.
  • “I Wanna Marry Harry” könnte *tatsächlich* eine der dümmsten TV-Prämissen ever haben.
  • “Ein Gedichtwettkampf verbunden mit der ganzen schrillen Theatralik des Wrestlings und dem hysterischen Anfeuerungsgebrüll der Zuschauer.” Lyrikwrestling halt.
  • Wunderbare heftig.co-Parodie. Und ich Trottel hab noch vor zwei Wochen darüber diskutiert, dass man so was doch mal machen sollte.
  • “Diese Gedichte – die Bilder schief oder gefällig, die Motive nicht variiert, sondern wiederholt – zeigen einen Schriftsteller ohne Stil.” Bin verblüfft, dass mir dieser herbe (und gar nicht mal so kurze) Gernhardt-Verriss (durch Raddatz himself, 2002) all die Jahre entgangen ist.
  • Die neue Ausgabe von “Das Buch als Magazin” ist erschienen. Cleveres Konzept!
  • „Allerdings halten sie offenkundig auch ihre Zuschauer für Idioten, denen man ununterbrochen sagen muss, dass die Idioten, die sie ihnen zeigen, Idioten sind, weil sie sie sonst womöglich nicht als Idioten erkennen.” Autsch. Niggemeier über Spiegel TV.