Der Herr des Cringe

Herr des Cringe
Take Cover, Baby.

Im September erscheint die hervorragende Prima-Parodie “Der Herr des Cringe“, die sich der hervorragende Riva-Verlag von mir (= hervorragend) gewünscht hat.

Innendrin: Mehr Bärte, mehr Witze (mit und ohne Bart), mehr Frauenfiguren (angefragt) und mehr Fanservice als in Peter Jacksons Gesamtwerk. Großes tolkiensches Ehrenwort.

Vorbestellen für freundliche 9,- Euro z.B. hier beim fairen Buchhändler buch7.de.

Illu x Buchwurm

Die gleiche Illu (Buchwurm mit Bauhelm) in etwas verschiedenen Zeichenstilen, der linke etwas gefälliger, der rechte etwas anarchischer. Schiefe Zähne haben sie beide.

Illus x Englischunterricht

Unten einige Illustrationen,  die ich für eine Fachzeitschrift für den Englischunterricht angefertigt habe.  Sie illustrieren unregelmäßige Verben und sollen als Kopiervorlage in Form von Memorykarten erscheinen. Die Idee dazu und die didaktische Begleitung stammen von meinem Bruder.

Mahler x Closure

(c) Nicolas Mahler

Sehr erfreulich ist, dass die rührige Kieler Zeitschrift für Comicforschung “Closure” ihre aktuelle Nummer Nicolas Mahler widmet. Der österreichische Zeichner zählt immer noch zu meinen liebsten und lustigsten.

Leider habe ich es nicht hinbekommen, selbst einen Beitrag anzubieten, dafür wird ein kleiner Aufsatz aus meiner Tastatur immerhin von zwei Beiträgen aufgegriffen, nämlich hier von Christian Bachmann und hier von Robin-M. Aust. Denen ich zu Dank verpflichtet bin.

Was ich dafür hinbekam: Im März einen Beitrag des (Arbeits-)Titels “Über den Zusammenhang von Komik & Stil in Comic & Cartoon – am Beispiel von Nicolas Mahler” abzuschließen. Der allerdings nur im Druck erscheinen wird. Und zwar im Sammelband “Medienästhetik der Komik”, herausgegeben von Susanne Kaul und Tom Kindt.

Der Bank erscheint bei Fink und kann hier vorgeschaut werden.

Rilke. Die 9 schlechtesten Vergleiche

  1. Früher wußte man (oder vielleicht man ahnte es), daß man den Tod in sich hatte wie die Frucht den Kern.
  2. Dieser anmaßende junge Mensch, der in allen Ehen schließt wie ein Nachschlüssel.
  3. Die Zimmer, die Treppen, die mit so großer Umständlichkeit sich niederließen, und andere enge, rundgebaute Stiegen, in deren Dunkel man ging wie das Blut in den Adern.
  4. Dort sind gewisse Leute, die sich wärmen wollen. Sie sitzen auf den Samtbänken, und ihre Füße stehen wie große leere Stiefel nebeneinander auf den Gittern der Heizungen.
  5. Ist es möglich, daß man Jahrtausende Zeit gehabt hat, zu schauen, nachzudenken und aufzuzeichnen, und daß man die Jahrtausende hat vergehen lassen wie eine Schulpause, in der man sein Butterbrot ißt und einen Apfel?
  6. Man war wie eine leere Stelle.
  7. Die Straße war zu leer, ihre Leere langweilte sich und zog mir den Schritt unter den Füßen weg und klappte mit ihm herum, drüben und da, wie mit einem Holzschuh.
  8. Da sind Leute, die tragen ein Gesicht jahrelang, natürlich nutzt es sich ab, es wird schmutzig, es bricht in den Falten, es weitet sich aus wie Handschuhe, die man auf der Reise getragen hat.
  9. Und ihre Gesichter waren voll von dem Licht, das aus den Schaubuden kam, und das Lachen quoll aus ihren Munden wie Eiter aus offenen Stellen.

Neues Spiel

turdalert

Neues Spiel (von mir), neues Glück (für diejenigen, die es zu Weihnachten bekommen). Worum’s geht?

🐕 (links) und 🙋‍♂️ (rechts) wollen mit einer möglichst langen Leine verbunden sein, dabei sollen aber möglichst wenig offene Enden entstehen oder unbeteiligte 🌼 niedergewalzt werden. Was nicht so einfach ist, weil die bösen 🎲 natürlich nie die richtigen Anschlussstücke zeigen. 💩 gibt es natürlich auch, die allerdings (noch) keine richtigen Nachteile bringen.

Was Herr Hörisch so schreibt

Neulich las ich Jochen Hörischs Theorie-Apotheke (die 2004 zum ersten Mal erschien) noch einmal quer. Schon Johan Schloemann stellte damals in der SZ fest, dass Hörisch in seiner Apotheke mitunter “lästige[] Sprachakrobatik” betreibe.

Hörischs Vorliebe für ähnlich anlautende Wörter oder Begriffe mit dem gleichen Wortstamm, die er gerne in nächster Nähe positioniert (als stelle sich dadurch schon ein Sinn ein), hat mich beim Wiederlesen nicht einmal so sehr gestört; zumal der Autor immer wieder hübsche Funde macht (so ist einmal im Bezug auf Theorien von “Mega- und Metametaphern” die Rede).

Was in der Theorie-Apotheke aber wirklich lästig fällt, ist eine Art von sprachlicher (und das meint immer: gedanklicher) Schlampigkeit, die ich – weil mir gerade nix Besseres einfällt – als “professoral” bezeichnen will. Erkennbar hat Hörisch seine (durchaus beachtlichen) Lese- und Bildungsfrüchte in die verschiedenen Kapitel gekippt, ohne sich zu viele Gedanken darüber zu machen, ob ein Zweitleser mit den dicken Namen und Termini, die nicht weiter erläutert werden, viel anfangen kann. Gerade für einen Anfänger sind einige Kapitel des Buchs damit ungenießbar; zumal Hörisch die lästige Angewohnheit hat, seine Assoziationen immer an denjenigen Stellen im Text zu platzieren, an denen sie ihm beim Schreiben eingefallen sein müssen. Und nicht etwa dort, wo sie der Logik des Aufbaus nach hingehören.

Das grundlegende Problem bei dieser Art von gelehrter Prosa scheint mir zu sein, dass Akademiker ab einem gewissen Status (oder ab einer gewissen Zeitnot) dazu übergehen, ihre Texte nicht so gründlich zu überarbeiten, wie es die Leserin verdiente. Ob dieser Fehler im System oder in der jeweiligen Person zu suchen ist, mag ich nicht beurteilen; Fakt ist nur, dass ich ihn in der akademisch geprägten Publikationslandschaft immer wieder beobachten muss.

Doch noch mal zur Theorie-Apotheke: Beim Wiederlesen machte mir besonders das Kapitel zu den Bildwissenschaften Freude: Es enthält einen recht langen (nicht ganz fehlerfreien) Satz mit zahlreichen Beispielfragen, der unten wiedergegeben ist (in der Taschenbuchausgabe findet er sich auf S. 165).

Wer so viele Fragen stellt, hat Antworten verdient. Die bekommt Hörisch an dieser Stelle sehr gerne und gratis von mir.

Und zwar nach einem Verfahren, das wir Karl Kraus und Hermann L. Gremliza verdanken: Hörischs Zitat steht in normaler Schriftart, während ich in Courier New dazwischenplappere. Bitte schön.


Hörisch: Einen iconic turn vollzieht, wer die Naivität hinter sich läßt, einfach nur zu sehen, um statt dessen analytische Fragen wie diese zu stellen: Wie ist dieses Bild gerahmt,

Eckig, wieso? Wollen Sie’s kaufen? Acht Mark okay?

in welcher Perspektive wird der Parteitagsredner gefilmt,

Aus dem Knopfloch heraus. Wir nennen es bürgernah.

sind Brot und Wein auf diesem Stilleben Anspielungen auf die Eucharistie,

Ja. Oder Anspielungen auf Brot und Wein.

warum lächelt dieser Totenkopf,

Wer kein Gehirn hat, hat gut lachen.

was allegorisieren Kirche und Schloß im berühmten Titelkupfer von Hobbes’ Leviathan,

Kirche = Kirche. Schloss = Staat. Das hätten sie aber auch selber hingekriegt, oder? Zusammenhangslos fällt mir – nach der Methode Hörisch – gerade ein, dass Robert Gernhardt mal geschrieben hat: “Bilder Sie mal einen Satz mit allegorisch. // Nichts wird sich ändern hier auf Erden, / bevor nicht alle gorisch werden.” Gar nicht mal so gut, oder?

an welche Bildtradition knüpft das Stalin-Portrait an,

An die des Portraits.

warum gilt das Urinoir von Duchamps als Kunstwerk,

Der Mann hieß Duchamp (ohne s). Hinterlassen hat er uns – zumindest auf Deutsch – wahlweise ein Urinal oder Pissoir, kein Urinoir. Warum es als Kunstwerk gilt, hat nichts mit dem iconic turn zu tun, um den es in diesem Satz angeblich geht.

warum ist auf dem schwarzen Quadrat von Malewitsch tatsächlich nichts zu sehen außer tiefschwarzer Farbe,

Wer das Bild tatsächlich kennst oder sich bei Google tatsächlich noch mal anschaut, weiß, dass um das schwarze Quadrat tatsächlich ein tatsächlich ziemlich breiter weißer Rand verläuft. Tatsächlich. Auch dazu gibt es übrigens was von Gernhardt: “Malewitsch führt vor, was dann ensteht, / wenn einer, der ankommt, noch weitergeht. / Ach Malewitsch.” (Aus: Nachdem er die Kölner Malewitsch-Ausstellung gesehen hatte)

welche Signale gehen vom Design der neuen Luxuslimousine aus,

Wenn rhythmische Lichtsignale vom Design ausgehen, heißt das, dass der Fahrer abbiegen will.

was soll die nackte Frau und die schlangenförmige Gestaltung des Glases auf der Bierreklame,

Eine Gestaltung kann nicht schlangenförmig sein, höchstens das Glas selbst. Außerdem muss das Verb “soll” hier (nach Adam Duden) im Plural stehen. Die Antwort auf Ihre Frage lautet übrigens: Bier verkaufen.

wie wirken dieselben Bilder von den zusammenbrechenden Twin Towers auf Zwanzigjährige in New York, Paris, Neu-Delhi, Kabul und Bagdad?

Ich hab alle Zwanzigjährigen gefragt. Sie sagen einstimmig: Krasser Scheiß, voll uncool. Krieg ich jetzt meinen Schein?

Nachdem er Neues von Herrn Gernhardt gelesen hatte

Letztes Jahr (2017) erschien der postume Band “Der kleine Gernhardt”: Darin sind transkribierte Auszüge aus Robert Gernhardts Notizbüchern (die er von 1970 bis 2006 führte) enthalten.

An der Publikation kann man nicht nur lernen, wie eine fragwürdige Edition aussieht (Kommafehler wurden z.B. beibehalten, während Kürzungen, die die Herausgeber vornahmen, nicht vermerkt wurden), sondern erhält einen aufschlussreichen Eindruck davon, wie Gernhardt sich selbst wahrnahm.

Aber lassen wir ihn selbst sprechen. Zitate marsch!

Der sympathische Herr Gernhardt

“Ich trat auf, war, da ich mich kurz gesammelt hatte, ziemlich präsent, sah, daß das Auditorium zu kriegen war; und siegte: Soviel Freude und Zuspruch hatte kein Vorgänger, hat kein Nachfolger erregt.” (S. 27)

“Als im Haus des Ex-Universitätspräsidenten Werner Meißner das Gespräch auf meine Anstrengungen kommt, den Freiburger Ehrendoktor in meinen Pass eintragen zu lassen […]” (S. 45)

“Ich halte dagegen, dass mich diese Ablehnung nicht kränke: Ich hätte doch alle Preise meines Spektrums abgesahnt, Kästner, Brecht, Ringelnatz, Heine: Da dürfte der Hölderlin-Preis ruhig an die Seriösen gehen” (S. 49)

“Michael Krüger auf meine Mitteilung: Hab Ehrendoktor –:
Hätt’ ich auch gerne.
Dann halte ich entgegen, daß ich noch zum Mitglied einer Akademie gekürt worden sei. Krüger zieht einen Zettel aus der Tasche und notiert etwas: Das kriegen wir schon hin.
Das ist ein Jahr her. Nichts ist erfolgt.
Aber Rühmkorf hat den Büchner-Preis bekommen.” (S. 73)

“Nur soviel, daß ich diese Halsstarrigkeiten, dieses ‘Ich weiß, was ich kann und ihr anderen könnt mich mal’ nicht nur bei bei Kollegen beobachte, sondern auch bei mir. Mit dem Unterschied, daß ich vermute, daß die Kollegen – einige zumindest – in dieser Meinung im Unrecht sind und ich im Recht bin.” (S. 98)

G. fragt mit Bezug auf sich selbst: “Wo verläuft die Grenze zwischen Klassiker und Klassikeranwärter?” (S. 102)

“Aber mit mir könnse es ja machen, die Kollegen: Dem einen schreib ich ein Nachwort (Pfarr), dem anderen eine Kritik (Poth), dem dritten, vierten ein Vorwort (Sowa/Goldt), dem fünften eine Ausstellungseröffnung (Waechter), doch wer mir was? Niemand, denn: ‘Keine Sau will mehr rühmen, jedes noch so dumme Schwein will berühmt werden.'” (S. 104) [Anm.: Gernhardt zitiert sich mit dem letzten Satz selbst.]

“Plötzlicher Verdacht: Joachim Kaiser weiß immer noch nicht, wer ich bin.” (S. 151)

Nachdem er Neues von Herrn Dobelli gelesen hatte

Alle Zitate auf dem Superseller „Die Kunst des guten Lebens“ von Rolf Dobelli (Piper 2017).

Der sympathische Herr Dobelli

“Vor vielen Jahren bot mir ein steinreicher Unternehmer eine Million Euro, um eine Biografie über ihn zu schreiben.”

“Es liegt nicht an meiner fehlenden Menschenliebe, wenn mich 90 Prozent der Leute bei einem Galadinner langweilen.”

“Zwei- bis dreimal im Jahr treffe ich den CEO eines Weltkonzerns zu den obligaten Wirtschaftsdinners.”

“Zehn Jahre lang lebte ich in Miami Beach.”

“Ein Freund von mir besitzt eine Jacht”

“Meine private Bibliothek besteht aus 3000 Büchern – ungefähr zu je einem Drittel gelesen, angelesen oder ungelesen.”

“Ein Freund, ein intelligenter Mann mit MBA”

“Neulich berichtete ein Freund voller Stolz, dass er zu einem Dinner mit Multimilliardär Soundso eingeladen sei. Ich zuckte mit den Schultern.”

“Ich habe die Arbeit von Müttern nie ernst genommen”

“Ich durchquere das Labyrinth des Flughafens durchschnittlich einmal pro Monat – und das seit nun 30 Jahren.”

Der scharfsinnige Herr Dobelli

“Hinzu kommt die Tatsache, dass nur Überlebende Kriegsgefangenen-Literatur schreiben können. Tote schreiben keine Bücher.”

Der menschliche Herr Dobelli

“Es gibt keinen Grund, sich schuldig zu fühlen, wenn es Ihnen zufälligerweise besser geht als einem Bombenopfer in Aleppo – es könnte genauso gut umgekehrt sein.”

Das Fazit

“Nach 30 ist das Leben ohnehin zu kurz für schlechte Bücher.”